Feel free! Warum ich es besser finde, ohne Fitness Tracker zu laufen. Oder: Braucht man wirklich eine Smartwatch? Meine Erleuchtung kam, als das Ladegerät kaputt ging.
Alles begann damit, als ich eines morgens feststellte, dass sich unser Mops über das Ladekabel meiner Garmin hergemacht und als Kauknochen zweckentfremdet hatte.
Ich war sauer. Auf den Hund und auf meine Statistik, die ich mir nach dem Lauf nicht angucken konnte. Zugegebenermaßen war ich in der letzten Zeit deswegen eh meist schlecht gelaunt gewesen, aber ein Lauf ohne Fitness Tracker? Ohne die liebliche Stimme, die mir nach jedem Kilometer die Pace (gelaufene Zeit pro km) ins Ohr säuselte? Undenkbar! Ich muss doch meinen Fortschritt dokumentieren! Ich muss doch wissen, ob sich die Plackerei auszahlt!
Wieso mache ich es denn?
Genau. Wieso mache ich die Lauferei? Für die Statistik oder für mich?
Da der Mops Schuld an der ganzen Misere war, musste ich also ohne Uhr los. Und es war wie zuvor auch: Ich machte mir Gedanken. Gedanken darüber, ob ich nicht viiiel zu langsam daher schleiche. Gedanken, ob mein Puls nicht viiiel zu hoch war. Und wie viele Kilometer bin ich eigentlich schon gelaufen?
Nach einer Weile vergaß ich das alles. Ich dachte… an nichts. Das einzige, wo man heutzutage an nichts mehr denkt, ist während man schläft – sonst hat man seinen Kopf mit allem möglichen Kram voll. Ich lief einfach, so schnell wie es mir passte und so weit wie ich wollte. Und es war seit langem mal wieder richtig, richtig toll!
Irgendwie brachte mich das alles ins grübeln. Ich wurde sogar ziemlich sauer deswegen.
Erstmal die Tatsache, dass ich mich von so einem digitalen Stück Plastik in Form eines Fitness Trackers abhängig machte. Es kann doch nicht sein, dass eine beknackte Zahl auf dem Display entscheidet, ob der Lauf nun gut oder schlecht war (wehe, ich war langsamer als geplant!)
Ich musste mir eingestehen, dass die Joggerei schon länger nicht mehr so war, wie sie am Anfang ohne Uhr gelaufen ist.
Man ist damals losgelaufen, die Gedanken kreisten noch nicht um die Pace, um den Puls. Lediglich die gelaufene Distanz war wichtig, man hatte sich ja ein Ziel von 5, 10, 15 km gesetzt. Wenn man nicht mehr konnte, ging man halt ein Stück. Da hat man das noch nicht als peinlich und als persönliche Niederlage angesehen. Jetzt während dem Laufen eine kurze Gehpause einlegen? Dann kann man ja gleich den Rest der Strecke spazieren! Das geht doch nicht!
Diese Fitness Tracker haben viele Vorteile, gerade wenn man für einen Wettkampf trainiert. Für mein Halbmarathontraining habe ich die Uhr natürlich auch genutzt. Aber als normaler Hobbyläufer bin ich mittlerweile der Meinung, dass man sowas nicht braucht.
Wie war es früher? Da sind die Leute auch ohne Fitness Tracker gelaufen. Hatten sie deswegen keine Leistung erbracht?
Ich glaube nicht.
Mal ehrlich: Normalerweise merkt man sehr genau, wenn der Puls zu hoch ist. Da braucht man nicht extra eine Uhr, die einem genau dasselbe noch einmal sagt.
Statistik war schon in BWL mega blöd.
Und jetzt werten wir das alles freiwillig aus und analysieren auf dem Fitness Tracker unseren Fitnessstand.
Nennt man eine Smartwatch sein Eigen, wird man zusätzlich noch über Whatsapp-Nachrichten, Likes auf Instagram und wütende Twitteruser informiert. Und wenn Mama gerade ein neues Rezept durchgibt, bleibt das auch nicht verborgen. Nur doch bitte nicht beim laufen, da bin ich ausnahmsweise mal nicht zu erreichen.
Das Beste ist natürlich, einen Mittelweg zu finden, also ein Lauf ohne und ein Lauf mit Uhr. Vielleicht ist das bei mir auch irgendwann mal der Fall.
Aktuell möchte ich mich aber nicht von einem Fitness Tracker abhängig machen, selbst unbewusst macht man sich einfach viel zu viele Gedanken, ob die Zahlen zum Schluss nun passen oder nicht. Und es bleiben nach wie vor einfach Zahlen. Ich glaube, wenn die Uhr daheim bleibt, hat man den Kopf beim joggen erst wirklich frei.
Die gelaufene Pace muss ich auch nicht mehr wissen. Ich laufe einfach los. Manchmal bin ich eine halbe Stunde unterwegs, manchmal über eine Stunde. Ist doch egal! Hauptsache man war laufen und es hat Spaß gemacht.
Danke Bambam, dass du auf dem Ladegerät rumgekaut hast.
Lasst die Uhr doch auch mal zu Hause. Ihr werdet überrascht sein!
Unnützes Wissen zum Thema Fitness Tracker und Smartwatch
- Tragbare Herzfrequenzmesser für Athleten gab es schon 1981.
- Für den normalen Verbraucher waren tragbare Fitnessgeräte seit den frühen 2000er Jahren erhältlich.
Sie ermöglichten die drahtlose Verbindung mit Geräten im Fitnessstudio für die Aufzeichnung der Herzfrequenz. - Tragbare Tracking-Computer mit integriertem Fitnesstraining und Fitnessplänen wie wir sie kennen, waren ab 2006 frei erhältlich.
- Apple und Nike haben zusammen den Nike+iPod entwickelt, einen Sensor zur Schrittmessung. Dieser Sensor wurde in die Sohle spezieller Nike-Schuhe eingelegt, und konnte mit dem iPod Nano verbunden werden.
4 comments
Und da hat mir doch der Arzt gesagt, ich soll nicht morgens Sport treiben (da kann ich es aber am besten), da mein Körper dann voll ist mit… na, wie heißt nochmal das Zeugs..?… Adrenalin. Genau! Und das wäre nunmal nicht gut fürs Herz. Also Puls beobachten. Und das geht nunmal nur mit einem Gerät. Und schon wieder stehe ich da… was machen? 🙂
Also ich würde ja den Arzt wechseln. Frühmorgens Sport… nenene. Das geht nicht 😀
Ansonsten würde ich mir einfach auf unkonventionelle Weise den Puls am Hals abmessen. Wenn das jeder so machen würde, ginge die Fitness Tracker-Industrie mit Sicherheit bald pleite. Jawoll.
🙂
Oh super interessanter Post! 🙂
Ich laufe tatsächlich immer mit Handy, weil ich Musik brauche, da trackt es dann einfach mit.
Liebst, Sarah von Belle Mélange
Ich denke das kommt auf die Einstellung an, die mag zum Laufen hat. Allerdings gebe ich dir vollkommen recht, ich finde es auch schrecklich, dass so ein Teil dann jedes Mal vibriert, wenn mir jemand auf WhatsApp geschrieben hat. Das ist dann doch Too Much.
Viele Grüße, Jessica | http://www.vintageherz.com