Die richtige Laufjacke zum joggen zu finden ist manchmal gar nicht so einfach. Zeit, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen!
Früher oder später (eher später, wenn man im Frühling/Sommer mit dem Laufen begonnen hat und der Herbst vor der Tür steht) stellt man sich die Frage, ob nicht eine Laufjacke eine sinnvolle Investition wäre. Im Regen zu laufen ist nicht immer so dolle und wenn es stürmt, macht es ohne Jacke im Herbst auch nicht so viel Spaß.
Meistens ist das der Zeitpunkt, an dem man sich vor dem PC setzt und anfängt, ein wenig über Laufjacken zu recherchieren. Und ZACK, wird man von der Vielfalt geradezu erschlagen. Wasserdicht oder winddicht, atmungsaktiv muss sie sein und was ist eine Wassersäule von 5000 mm? Spätestens da bildet sich ein großes Fragezeichen auf der Stirn. Wasserdicht hält das Wasser ab, Winddicht den Wind. Aber Wassersäule? Hä?
Aber fangen wir mal der Reihe nach an.
Lieber eine wasserdichte oder eine winddichte Laufjacke?
Da braucht man keine Abstriche machen. Eine wasserdichte Jacke ist auch zu 100 % winddicht. Macht ja auch Sinn.
Eine maximale Atmungsaktivität wird gewährleistet, in dem die Jacke mit einer wasserabperlenden Beschichtung versehen wird. Zu 100 % wasserdicht ist so eine Jacke also nicht (ein gutes Beispiel sind die Produkte von Gore), aber natürlich dauert es seine Zeit, bis der Regen durchdringt. Hier kommt eine Norm ins Spiel: Die Wassersäule.
Einfach ausgedrückt bestimmt diese Norm, wie lange es dauert, bis ein Stoff oder Membran das Wasser durchlässt.
Dabei wird die Außenseite des Materials Wasser ausgesetzt. Der Stoff wird unter ein Messrohr gespannt und anschließend das Rohr mit Wasser gefüllt. Pro Sekunde wird das Wasser in der Säule um 10 Millimeter erhöht – basierend auf der Füllhöhe wird geschaut, bei vielen Millimetern Wasser durch den Stoff gedrungen ist und sich drei Tropfen an der Unterseite gebildet haben.
Je höher die Wassersäule, desto wasserdichter ist das Gewebe.
Und das bedeuten die Werte:
- 1500 mm: Ab diesem Wert gelten Textilien in Deutschland gemeinhin als wasserdicht (die Schweizer sind strenger: Bei ihnen gilt ein Material erst ab 4000 mm Wassersäule als wasserdicht)
- 1000 mm: Druck, der durch eine liegende Person mit 80 kg und 1,80 m Körpergröße entsteht
- 5000 mm: Druck, der durch eine sitzende Person mit 80 kg entsteht
- > 10000 mm: Wasserdichtigkeit bei guter Outdoorbekleidung
- 14.000 mm: Druck der durch eine knieende Person mit 80 kg entsteht
- 25.000 mm: Druck der durch eine stehende Person mit 80 kg entsteht
Was für Eigenschaften sollte die Laufjacke nun haben?
Eine Wassersäule von über 10000 mm braucht man vielleicht beim Ski fahren oder spazieren gehen, aber nicht zum joggen.
Hier ist wichtig, dass die Jacke bis man sich warm gelaufen hat, den Regen eine Weile abhält. Normalerweise wird man nach 45 min sowieso nass sein, unabhängig davon, ob die Jacke vom Kaffeeröster oder von Gore-Tex ist.
Ich persönlich würde Atmungsaktivität (die korrekte Bezeichnung ist eigentlich Wasserdampfdurchlässigkeit) immer der kompletten Wasserdichtigkeit vorziehen. Einfach deshalb, weil man bei einer “dichten” Jacke nachdem man sich auf Betriebstemperatur gelaufen hat, wie in einer Sauna fühlt. Da wird man dann zwar nicht von außen nass, aber von innen. Im Prinzip kommt das also auf dasselbe raus und man kann genausogut ohne Jacke laufen.
Eine Laufjacke, die noch extra gefüttert ist, braucht man auch nicht. Es reicht vollkommen, wenn man ein dünnes (oder ein dickeres im Winter) Laufoberteil darunter anzieht. Dadurch, dass auch der Wind fern gehalten wird, friert man nicht – also keine Angst vom Windchill-Effekt. Auch ist eine Jacke für jede Jahreszeit unnötig… aber es gibt sooo schöne Modelle… man hat nach einer gewissen Zeit sowieso mehr als eine Laufjacke.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass sich die Eigenschaften dieser Hightechfasern nur zeigen, wenn es außen deutlich kälter oder trockener als in der Kleidung ist, wenn also ein ausreichendes Dampfdruckgefälle besteht. Das ist beispielsweise unter Rucksackgurten oder bei hoher Luftfeuchtigkeit oder -temperatur nicht der Fall.
Eine absolute Nonplusultra Lösung in Sachen Laufjacke gibt es nicht. Will man eine komplett wasserdichte Jacke haben, so leidet die Atmungsaktivität.
Möchte man eine möglichst atmungsaktive Jacke, die den Schweiß optimal nach Außen transportiert, so muss man Abstriche in der Wasserdichtigkeit von Außen machen. Ist ja irgendwie logisch: Wenn die Laufjacke luftdurchlässig ist, kommt früher oder später der Regen durch. Ist sie dicht, bleibt der Regen außen (und der Schweiß drin).
Ab wann ist eine Jacke sinnvoll? Hier könnt ihr lesen, was man bei welchen Temperaturen beim joggen am besten anzieht.
Unnützes Wissen zum Thema (Lauf)jacke
- Wassertropfen sind etwa 20.000-mal so groß wie die Poren in einer Gore-Tex-Membran. Deswegen ist die Membran sehr dicht gegen flüssiges Wasser und Wind. Körperfeuchtigkeit wird jedoch als Wasserdampf durchgelassen.
- Gore-Tex-Textilien waren bei ihrer Markteinführung 1976 die ersten wasser- und winddichten Textilien, die dampfdurchlässig waren und damit den für die Temperaturregulierung des Körpers wichtigen Abtransport des verdunsteten Schweißes zuließen.
- Merinowolle ist die Nr. 1 unter den Naturfasern für Funktionstextilien. Kleidung aus diesem Material wirkt antibakteriell und hat eine sehr geringe Geruchsbildung – daher ist es kein Problem, Kleidungsstücke aus Merinowolle mehrere Tage hinteinander zu tragen.
Naturfasern geben den Körperschweiß nicht so gut ab wie Kunstfasern. Trotzdem werden sie immer noch gerne verwendet, weil sie nur maximal einen Drittel ihrer Masse an Flüssigkeit aufnehmen, ohne sich unangenehm nass anzufühlen.
1994 wurde Meriowolle zum ersten mal vom Hersteller Icebreaker verwendet. Noch heute bleibt er dieser Faser treu und stellt weiterhin im großem Stil Kleidungsstücke aus Merinowolle her. - Jacken gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Damals waren sie als wattierter Waffenrock oder buntes Lederkleid bekannt.