Sport oder Schokolade?

Wie finde ich den richtigen Neoprenanzug?

Den richtigen Neoprenanzug zu finden, ist gar nicht so leicht. Welches Modell? Welche Neoprendicke? Ihr seht: Es gilt, einige Fragen zu beantworten. Hier ein Leitfaden, damit es dir leichter fällt!

Die Frage nach einem Neoprenanzug stellte sich mir, als ich Ende Juni im See schwimmen wollte und der noch verdammt kalt war. Man könnte meinen, dass man nicht so schnell friert, wenn man sich im Wasser bewegt, bzw. körperlich betätigt.

Das stimmt leider nicht so ganz. Die Temperaturleitfähigkeit  von Wasser ist sehr viel höher als die von Luft, das heißt, die Körperwärme kann durch Wasser viel schneller entzogen werden als durch Luft.

Beim Joggen laufe ich auch noch bei Minusgeraden ohne Jacke rum, aber im Wasser bin ich eine wahre Frostbeule. Und da ich so viel wie es geht im See schwimmen wollte, musste ich mich auf die Suche nach einem Neoprenanzug machen.

Ich hatte absolut keine Ahnung, was es alles zu beachten gibt. Wie viele verschiedene Modelle es gibt. Dass es einen Unterschied macht, wo der Reißverschluss sitzt. Die Verarbeitung der Nähte, und und und.

In allererster Linie werden Neo’s zum surfen oder tauchen gebraucht. Ich tauche nicht und auf einem Surfbrett habe ich auch noch nicht gestanden. Ich wollte mit dem Teil schwimmen – war also eher ein Sonderfall.

 

 

Fangen wir also ganz von vorne an:

 

Bei welchen Temperaturen soll es ins Wasser?

 

Und hier fängt es an.

Für die verschiedenen Wassertemperaturen gibt es die unterschiedlichsten Neoprenanzüge. Lange Neo’s, welche mit langen Armen und kurzen Beinen, mit kurzen Armen und kurzen Beinen… für jedes Bedürfnis kann man den passende Anzug finden. Generell kann man sagen, dass man für wärmeres Gewässer Springsuits verwendet (die mit kurzen Armen/Beinen) oder eben für kühlere Temperaturen einen Steamer (das sind die langen Neoprenanzüge, also lange Arme und Beine)

Wenn ihr euch schon mal ein wenig nach Neoprenanzügen umgeschaut habt, habt ihr sicherlich die Zahlen 2/2 oder 3/4 bemerkt. Diese Bezeichnungen stehen für die Neoprendicke in Millimetern. Der Rumpf ist (gerade bei einem Steamer) immer dicker als die Arme. So kann die bestmögliche Flexibilität ermöglicht werden.

Neopren besteht aus vielen kleinen Gasbläschen, die eine hervorragende Wärmedämmung haben. Durch diese Luftkammern hat ein dickerer Neoprenanzug dementsprechend einen höheren Auftrieb als ein dünner 1 oder 2 mm Anzug.

Die meisten Neoprenanzüge sind Wetsuits. Diese Anzüge füllen sich mit Wasser, was durch die eigene Körpertemperatur erwärmt wird. Man schwimmt sozusagen in seinem eigenen kleinen, warmen, Miniozean.
Trockenanzüge werden meistens zum Tauchen verwendet und sind recht teuer.

Das eigene Kälteempfinden spielt natürlich auch eine Rolle. Trotzdem sind diese Temperaturen eine gute Richtlinie:

 

 

 

Die Sache mit dem Reißverschluss

 

Es gibt drei verschiedene Arten von Reißverschlüssen. Einmal vorne, hinten am Rücken und einmal schräg an der Brust (Chest Zip) Die ersten beiden Varianten werden meistens bei Springsuits verwendet und sind sehr leicht an- und wieder auszuziehen. Ist der Reißverschluss am Rücken, so wird er mit einem langen Zipper versehen, was das reinschlüpfen wirklich komfortabel macht.

Der schräge Reißverschluss an der Brust hält wärmer, da der komplette Rücken mit Neopren bedeckt ist. Auch wenn ein Reißverschluss doppelt vernäht und zusätzlich noch verklebt wird, bedeutet er immer eine Schwachstelle für eintretendes Wasser. Ein Chest Zip hat nur einen kleinen Reißverschluss, so wird der Wassereintritt deutlich reduziert.
Der Nachteil an dieser Art von Neoprenanzug ist, dass er relativ schwer anzuziehen ist. Aber ja, man bekommt seinen Körper auch durch diese kleine Öffnung in den Anzug.

Chest Zips werden für wärmere Steamer verwendet.

Die absolute Königsklasse ist ein Neo komplett ohne Reißverschluss. Das heißt, man muss durch die kleine Öffnung oben am Hals einsteigen. Neopren ist superelastisch, ihr kommt da auf jeden Fall rein. Mit Hilfe von Plastiktüten, die ihr um die Füße und Arme stülpt, geht’s einfacher.
Neoprenanzüge ohne Reißverschluss bieten eintretendem Wasser so gut wie keine Chance – sie sind auch erste Wahl bei Trockenanzügen. Wenn ihr lange im kühlem Wasser bleiben wollt, ist solch ein Anzug die erste Wahl für euch.

 

 

Die Nähte beim Neoprenanzug

 

Flache Nähte (Flat Lock): Diese Nähte sind besonders flach und beugen so Scheuerstellen vor. Durch sie kann leicht Luft und Wasser eindringen, also sind sie eher etwas für Springsuits und warme Gewässer. Zusätzlich können diese Nähte noch verklebt sein, was die Naht robuster macht und den Wassereintritt reduziert.

GBS Nähte: Hier werden die Neoprenteile zuerst zusammengeklebt (Glued and Blindstitched Seams) und anschließend einseitig zusammengenäht. Die feinen Nadelstiche die beim vernähen entstehen, sind so nur auf einer Seite statt auf beiden. Somit ist es schwerer für das Wasser, hindurchzugelangen.

Versiegelte Nähte: Für ultimativ dichte Nähte wird auch richtiges Dichtungsmittel verwendet – da kommt absolut kein Wasser durch. Ist man im Kaltwasser unterwegs, sollte man bei Anzügen auf diese Nahtverarbeitung achten.

 

 

Ein Neo zum schwimmen?

 

Das klappt ganz wunderbar! Ich habe einen 2/2 Springsuit mit kurzen Armen und Beinen. Bei Wassertemperaturen von 19, 20 Grad fühle ich mich darin pudelwohl. Beim kraulen engt es mich nicht ein, da das Neopren recht dünn ist. So kann man bei entsprechendem Wetter schon zeitig mit dem Freischwimmen beginnen.

Möchte man auch im Herbst noch im See schwimmen, muss ein dickerer Anzug her. Das Problem hierbei ist der Auftrieb. Man liegt quasi auf der Wasseroberfläche und kann nicht mehr vernünftig paddeln. Abhilfe schaffen hier Bleigewichte, die man sich um die Beine und Oberkörper binden kann.
Dazu habe ich allerdings keine Erfahrungswerte. Ich kann mir vorstellen, dass ein wärmerer Neoprenanzug weniger zum schwimmen geeignet ist, da die Flexibilität beim kraulen nicht mehr so wirklich gegeben ist.
Von daher: Ab Herbst lieber ins Schwimmbad gehen.

 


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